Riesiger Saturnring entdeckt
Wie die NASA am 6. Oktober auf ihrer Webseite verkündete, haben Forscher mit dem Spitzer Space Teleskop einen gewaltigen bisher unbekannten Ring um den Planeten Saturn entdeckt, der sich über Millionen km in den Weltraum erstreckt.
Dieser Ring, in dessen Volumen die Erde etwa eine Milliarde Mal hineinpassen würde wie vom Jet Propulsion Laboratory (JPL) der NASA angegeben, stellt nun bei Weitem den größten aller Saturnringe dar.
Sein Durchmesser entspräche der Ausdehnung von 300 aneinandergereihten Saturnplaneten, die Dicke des Rings macht immerhin etwa 20mal den Saturndurchmesser von 120.660 km aus.
Bisher war der Saturnring mit dem größten Durchmesser der sog. E-Ring, der sich in einer Entfernung von 180.990 km vom Saturn befindet (und sich bis in eine Entfernung von etwa 483.000 km ausdehnt).
Wie die NASA berichtet, beginnt das Ringmaterial des neu entdeckten Exemplars aber erst etwa 6 Millionen km außerhalb des Planeten und dehnt sich nach außen um weitere 12 Millionen km aus.
Wesentlich dicker und breiter als alle anderen Saturnringe, die sich viel näher am Planeten befinden, so ist auch die Bahnebene des neu entdeckten Rings gegenüber den anderen Saturnringen um 27 Grad geneigt.
„Es handelt sich um einen überdimensional großen Ring“, wird die Astronomin Anne Verbiscer der Universität von Virginia, Charlottesville vom JPL zitiert.
Wenn man ihn von der Erde aus sehen könnte, dann würde sein Durchmesser “am Himmel zwei ganze Vollmonde“ ausmachen.
Zusammen mit Douglas Hamilton von der Universität Maryland, College Park und Michael Skrutskie von der Universität Virginia, Charlottesville hat Anne Verbiscer am 7. Oktober diese Entdeckung in einem Paper im Nature Journal veröffentlicht.
Zur Beobachtung des Rings verwendeten die Wissenschaftler die langwellige Infrarotkamera des Spitzer Space Teleskops, das 2003 in den Weltraum entlassen wurde und zur Zeit in 107 Millionen km Entfernung von der Erde um die Sonne kreist.
Einer von Saturns Monden, Phoebe, kreist innerhalb dieses wahnwitzig großen Rings und ist möglicherweise auch für seinen Ursprung verantwortlich bzw. das Material, aus dem er besteht.
Denn die Wissenschaftler gehen davon aus, dass sämtliche der mehreren Tausend Saturnringe aus Material von Kometen, Asteroiden oder eben Monden stammen, die auseinanderbrachen oder zum Teil zertrümmert wurden, bevor sie den Planeten erreichen konnten.
Der neue Ring besteht aus einer dünn besetzten Schicht aus Eis- und Staubteilchen. Aufgrund der sehr niedrigen Teilchendichte wird von ihm nur sehr wenig Licht reflektiert, wodurch er wohl bisher noch nicht entdeckt wurde. „Die Teilchen sind so weit voneinander entfernt, dass man es nicht mal bemerken würde, wenn man sich innerhalb des Rings befände,“ so Verbiscer laut JPL.
Aber mit der Kamera des Spitzer-Teleskops wurde die Beobachtung des Rings nun möglich. Kühle Objekte senden Infrarot- und Wärmestrahlung aus. Das Ringmaterial ist mit minus 193 Grad Celsius zwar extrem kalt. Wie die Forscher angaben, würde es aber trotzdem Wärmestrahlung abgeben, die vom Spitzer Teleskop gemessen werden konnte.
Die Entdeckung des Rings könnte außerdem ein jahrhundertealtes Rätsel einer der Saturnmonde lösen, nämlich des Mondes Iapetus.
Dieser Saturnmond besitzt ein sehr merkwürdiges Aussehen. Eine Seite des Monds ist sehr dunkel, die andere Hemisphäre dagegen extrem hell. Die dunkle Seite des Mondes wird auch Cassini Regio genannt nach Giovanni Cassini, der den Mond als erster 1671 beobachtete und seine dunkle Seite entdeckte.
Die Erklärung für dieses Phänomen könnte nun folgende sein: Der neue Ring kreist in derselben Richtung wie Phoebe um den Saturn, während Iapetus, die anderen Ringe und die meisten der Saturnmonde in entgegengesetzter Richtung kreisen. Laut Aussage der Wissenschaftler würde sich ein Großteil des dunklen und staubigen Materials des äußeren Rings nach innen Richtung Iapetus bewegen und dort auf diesen herunterknallen bzw. aufschlagen.
Doch wie auf der Webseite von Nature berichtet wird, hätte das Forscherteam es noch nicht geschafft, die Struktur und Zusammensetzung des Rings genau zu bestimmen, um diese Hypothese tatsächlich zu bestätigen.
Weitere Beobachtungsergebnisse und Erkenntnisse in dieser Richtung könnte wohl auch das zukünftige für den Infrarotbereich optimierte James Webb Space Telescope bieten, wenn es 2014, wovon die Forscher ausgehen, in den Weltraum entlassen wird.