Trauerspiel zum Ende der Klimakonferenz in Bangkok
Aber was eine Erfolgsprognose für den Weltklimagipfel angeht, kann man nur das Schlimmste befürchten!
Denn Yvo de Boer führte auf der Pressekonferenz am 9. Oktober weiter aus:
„So wie es heute morgen von einigen Entwicklungsländern explizit geäußert wurde, besteht …. die große Angst, dass ein Versuch unternommen wird, auf der einen Seite das Kyoto Protokoll abzuschaffen, …… während auf der anderen Seite im Moment nichts Besseres auf dem Tisch ist oder angeboten wird.“
Er spielt hierbei auf Vorwürfe von Vertretern der Entwicklungsländer an, die zum einen den USA vorwarfen, keine konkreten Zusagen machen zu wollen, und die auf der anderen Seite die EU anklagten, dass sie das Kyoto-Protokoll nicht länger als Grundlage betrachten und abschaffen wollten, damit die USA überhaupt zu Verhandlungen auf dem Weltklimagipfel bereit seien.
Am 7. Oktober kam es offenbar sogar im Plenum zu einem Eklat, als Vertreter der Entwicklungsländer der G77 Staaten aus der Versammlung herausrannten und die Europäer beschuldigten, das Kyoto Protokoll zu sabotieren.
Mittlerweile wollen wohl viele Regierungsvertreter auch nicht mehr an den Abschluss eines für alle Länder verbindlichen Abkommens auf dem Weltklimagipfel im Dezember glauben, so auch der indische Umweltminister Jairam Ramesh.
In der Süddeutschen Zeitung von heute wird berichtet, dass Ramesh am Wochenende in Kopenhagen auf dem Global Editor’s Forum von Project Syndicate, einem internationalen Netzwerk von Wissenschaftlern und Politikern, vorschlug, das weltweite Abkommen zur Reduzierung der CO2-Emissionen schlichtweg zu verschieben, etwa auf das darauffolgende Jahr. Die Erwartungen, die an den Weltklimagipfel geknüpft würden, wären schlichtweg „unrealistisch“.
Die dänische Klima- und Energieministerin Connie Hedegaard sah das aber anders, wie die Süddeutsche berichtete: „Sollten sich die Staaten im Dezember nicht auf eine Reduzierung der Emissionen einigen, werde es Jahre dauern, um den politischen Druck dazu erneut aufzubauen.“
Diese Worte bringen es ziemlich genau auf den Punkt! Sollte im Dezember kein Abkommen zustande kommen, wird es wahrscheinlich auch in absehbarer Zeit in der Zukunft kein solches geben, was einer Katastrophe gleichkäme.
Ob ein Abkommen im Dezember vereinbart wird, hängt maßgeblich immer noch von den USA ab, die sich als größter CO2-Emittent weltweit unter den Industrieländern auf konkrete Ziele festlegen müssen, damit auch andere Länder, insbesondere die Entwicklungsländer, mitziehen.
Dies sieht auch Yvo de Boer so. Er äußerte sich dahin gehend, dass er hoffe, dass sich Obama, der nun den Friedensnobelpreis erhalten hat, dazu ermutigt fühlen wird, sich einem internationalen Vertrag zum Klimawandel zu verpflichten.
In der Presseerklärung des Nobelpreiskomitees heißt es nämlich:
„Dank der Initiative Obamas spielt die USA jetzt eine konstruktivere Rolle dabei, den großen klimatischen Herausforderungen zu begegnen, mit denen die Welt konfrontiert ist.“
Aber diese „konstruktivere Rolle“ muss Obama erst noch ausfüllen!
Dass die USA in Kopenhagen eine Führungsrolle übernehmen werden und mit konkreten Zielvorgaben aufwarten, darf mehr als bezweifelt werden.
Selbst das geplante US-Gesetz, das die Reduktion der CO2-Emissionen der USA regeln soll, welches aber bereits weit hinter den Forderungen der UN zurückbleibt, muss erst noch den Senat passieren. So wie die für Klimafragen zuständige Direktorin im Präsidialamt von Barack Obama, Carol Browner, vor kurzem offiziell zugab, werde das Gesetzgebungsverfahren jedoch bis zum Weltklimagipfel im Dezember nicht abgeschlossen sein.
Da wird es dann auch nichts nützen, dass sich in Bangkok Vertreter von Indonesien und Mexico dahin gehend geäußert hatten, die CO2-Emissionen ihrer Länder bis 2020 sogar um 40% senken zu wollen. Diese Äußerungen werden wohl auch nur Lippenbekenntnisse bleiben, wenn die Industrieländer und insbesondere die USA keine konkreten Zielmarken im Dezember festlegen wollen.
Jetzt bleiben nur noch 6 Verhandlungstage im November vor dem bedeutenden Zusammentreffen in Kopenhagen!
Vor Kopenhagen müssten jedoch die Verhandlungsgrundlagen für den Weltklimagipfel in irgendeiner sinnvollen Form bereits feststehen, was wohl kaum noch zu schaffen sein wird bei all den Unstimmigkeiten und dem fehlenden Willen zu radikalen Einschnitten!
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