Desaströses Ende einer Weltklimakonferenz
Schlimmer hätte es kaum kommen können! Nach dem zweiwöchigen Gipfeltreffen vom 7. bis zum 18. Dezember in Kopenhagen, das ursprünglich der Rettung der Welt vor dem “gefährlichen” Klimawandel hätte dienen sollen, scheint nun alle Hoffnung Gefühlen von Schock und Ernüchterung gewichen zu sein.
Auf dem Weltklimagipfel hatten sich mehr Regierungs- und Staatschefs zusammengefunden als jemals in der Geschichte der UN zuvor, 119 an der Zahl, wie es laut Presseerklärung des UN-Klimasekretariats zum Ende der Konferenz heißt.
Trotzdem ist die Weltklimakonferenz gescheitert, und nicht nur das, sie endet im totalen Fiasko und wird zur Farce. Bestürzung und Verzweiflung haben sich nicht nur unter Klima- und Umweltschützern breit gemacht.
Nicht nur, dass auf dem Weltklimagipfel keinerlei verbindliches Nachfolgeabkommen zu dem 2012 auslaufenden Kyoto-Protokoll verabschiedet wurde, es kam nicht einmal eine politisch bindende Schlusserklärung zum weltweiten Klimaschutz zustande, die vom Plenum verabschiedet wurde.
Das einzige Ergebnis des Weltklimagipfels, wenn man es denn überhaupt als solches bezeichnen wollte, ist eine Erklärung, der sog. “Copenhagen Accord”, die von den Regierungschefs der einflussreichsten Länder ausgearbeitet und von der gesamten Staatengemeinschaft lediglich “zur Kenntnis genommen” wurde.
Diese Erklärung wurde nicht einmal formal vom Plenum akzeptiert, denn ärmere Länder weigerten sich, das Dokument anzunehmen. Da die UNO aber ihre Beschlüsse entweder im Konsensverfahren oder eben gar nicht verabschiedet, kam so nicht einmal ein Minimalkonsens zustande.
Die Länder haben in der Erklärung lediglich das 2 Grad Celsius-Ziel – die durchschnittliche globale Temperaturerhöhung gegenüber vorindustrieller Zeit, die höchstens erreicht werden darf, um die schlimmsten unumkehrbaren Konsequenzen des Klimawandels noch zu verhindern – als Richtschnur aller Klimaschutzbemühungen anerkannt bzw. wohl eher nur zur Kenntnis genommen.
Wie dies aber erreicht werden soll, bleibt völlig offen und wird nicht weiter präzisiert.
Dem Dokument fehlt jedwede Verbindlichkeit.
Jedwede konkreten Zahlen zur Reduktion der Treibhausgasemissionen fehlen. Kein Höchstmaß an Emissionen wurde festgelegt und ebenso nicht, welche Länder bis wann welche Emissionsreduktionen vornehmen müssen bzw. sollten.
Lapidar heißt es nur in der Erklärung: “Wir sind uns einig, dass tiefe Einschnitte in den globalen Emissionen vonnöten sind … .” Und: “Wir sollten kooperieren, um den Höchstwert der globalen und nationalen Emissionen sobald wie möglich zu erreichen.”
Somit hebt die Kopenhagener Erklärung zwar hervor, dass es notwendig ist, so schnell wie möglich Treibhausgasreduktionen vorzunehmen, doch in welchem Masse, ab und bis wann jedes Land welche Treibhausgasreduktionen vornimmt, erfolgt ausschließlich auf freiwilliger Basis, die die einzelnen Länder bis Ende Januar konkretisieren sollen.
So bezeichnet der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) Hans Joachim Schellnhuber, der gleichzeitig Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) ist, das Ergebnis der Anerkennung des 2 Grad-Ziels als “einen tragischen Triumph der Wissenschaft. Die von der Klimaforschung empfohlene Obergrenze für die globale Erwärmung wird einerseits endlich übernommen, andererseits finden die tatsächlich notwendigen Maßnahmen zur Beachtung der Leitplanke (insbesondere Reduzierung der globalen Emissionen um deutlich mehr als 50 % bis 2050) keine Erwähnung. Insofern gibt es ein Ziel, aber die Wege dorthin bleiben noch im Dunkeln”.
Was konkrete Zahlen anbetrifft, so werden in der Erklärung zumindest die Finanzhilfen für die ärmeren Länder beziffert: So sollen diese in der Zeit von 2010 bis 2012 rund 30 Milliarden Dollar von den Industrieländern erhalten, zukünftig rund 100 Milliarden Dollar jährlich.
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