Das Märchen vom Kinderbuch – Regenwaldvernichtung für Kinderbücher
Es war einmal das Märchen vom Kinderbuch aus nachwachsenden Rohstoffen, das aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammt ….
Will man seinen Kindern ein Bewusstsein für die Natur, ihre Tier- und Pflanzenvielfalt und deren Schutz und Erhalt vermitteln, hat man ein hehres Ziel.
Doch niemand, der seinem Kind zum Einschlafen Benjamin Blümchen-Geschichten vorliest, käme wohl ernsthaft auf die Idee, so unbewusst gerade die Zerstörung unseres Planeten voranzutreiben.
Eine neue Studie der Umweltschutzorganisation WWF hat nun Erschreckendes ans Tageslicht gefördert.
Pünktlich zur diesjährigen Buchmesse in Frankfurt hat der WWF publik gemacht, dass für die Produktion deutscher Kinderbücher tropischer Regenwald zerstört wird.
Da immer mehr Bücher im Ausland, insbesondere in Asien produziert werden, wo der für die Papierherstellung benötigte Zellstoff aus Holzfasern unter anderem durch die Abholzung von natürlichem Regenwald gewonnen wird, hat der WWF stichprobenartig Kinderbücher deutschsprachiger Verlage, die in Asien hergestellt wurden, auf Tropenholzanteile getestet.
Unter den getesteten Titeln „made in Asia“ befanden sich auch so beliebte Bücher wie „Benjamin Blümchen – Komm mit mir durch den Tag!“, „Felix bei den Kindern dieser Welt“ und „Bodobär auf der Ritterburg“.
Das erschreckende Ergebnis der Studie, der ersten umfassenden Analyse dieser Art: 19 der 51 getesteten Kinderbücher wurden “nachweislich aus typischen Urwaldtropenhölzern hergestellt”. Mindestens 17 tropische Baumgattungen wurden identifiziert, unter denen sich auch viele Arten befanden, die vom Aussterben bedroht sind und auf der Roten Liste der IUCN stehen.
Da die gefundenen Fasern von Holzgattungen wie z. B. Shorea und Rhizophora stammten, die typischerweise eben nicht in angepflanzten Plantagen vorkommen, sondern nur in natürlichen Regenwäldern, konnte nur der logische Schluss folgen, dass „mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“ für die Herstellung der Bücher tropischer Regenwald abgeholzt wurde, dieses Holz also nicht aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammen kann.
Die Abholzung von tropischem Regenwald ist aber mit dramatischen Konsequenzen nicht nur für die immense Artenvielfalt auf der Erde, sondern auch für das Klima auf diesem Planeten verbunden. Mit dem Regenwald wird der Lebensraum zahlreicher Tier- und Pflanzenarten zerstört, die nun vom Aussterben bedroht sind.
Darüber hinaus stellt der Regenwald die grüne Lunge der Erde dar, denn ein Großteil der von uns Menschen in die Atmosphäre entlassenen Treibhausgase, des Kohlendioxids, wird von den Wäldern wieder aufgenommen und sozusagen neutralisiert. Regenwald, der nicht mehr vorhanden ist, kann diesen Zweck allerdings nicht erfüllen.
Wird der Regenwald durch Brandrodung vernichtet, gelangen sogar noch zusätzliche Mengen an Kohlendioxid in die Atmosphäre.
Regenwälder sind normalerweise auf Torf gewachsen. In diesem ist Kohlendioxid gebunden, das bei der Verbrennung des Torfs freigesetzt wird und so über den Treibhauseffekt die globalen Temperaturen immer weiter nach oben treibt.
Der Klimawandel ist somit eng mit der Zerstörung von natürlichem Regenwald verknüpft. Je weniger Regenwald auf der Erde, desto geringer sind auch unsere Möglichkeiten, dem Klimawandel noch entgegenzuwirken.