Walfang bleibt verboten – trotzdem kein gutes Zeichen
Bedroht sind die Wale in den Weltmeeren allerdings nicht nur durch ihre direkte Bejagung. Tausende Wale und Delfine sterben auch als sog. Beifang in den riesigen Schleppnetzen beim kommerziellen Fischfang. Außerdem leiden sie unter der zunehmenden Verschmutzung und Verseuchung der Meere mit Giften, die sich in ihren Körpern anreichern und sie dahinraffen.
Nicht zuletzt die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko zeigt dramatisch, wie sehr die Meeresbewohner gefährdet sind und durch das rücksichtslose und respektlose Vorgehen von uns Menschen in Mitleidenschaft gezogen werden und in ihrem Leben bedroht sind.
Riesige Meeressäuger vor dem Aus
Die Populationen sämtlicher Walarten haben sich durch den Walfang beträchtlich dezimiert. Sämtliche Walarten sind vom Aussterben bedroht. Der WWF hat zusammengestellt, wie die Populationen der verschiedenen Walarten seit Beginn des Walfangs abgenommen haben und welche Walarten wie stark vom Aussterben bedroht sind (Stand 2008).
Besonders stark vom Aussterben bedroht sind u. a. der Blauwal, Finnwal und Seiwal. Von den rund 270.000 Blauwalen sind nur noch ein paar Tausend übrig, in der südlichen Hemisphäre, wo die meisten von ihnen lebten, sogar nur ein paar Hundert. Der Bestand des Grönlandwals, der um die 200 Jahre alt werden kann, wenn man ihn denn lässt, schrumpfte von mindestens 50 000 Tieren auf rund 8000-9000. Der atlantische und der pazifische Nordkaper sind noch stärker gefährdet.
Vom atlantischen Nordkaper existieren wahrscheinlich nur noch ein paar Hundert im westlichen und östlichen Nordatlantik.
Wie jetzt ein Forscherteam um Paul Wade von der US-Meeresforschungsbehörde NOAA im Fachmagazin “Proceedings of the Royal Society B” veröffentlichte (Spiegel Online berichtete), ist die Lage fĂĽr den pazifischen Nordkaper noch weitaus bedrohlicher als bisher gedacht.
Er steht kurz vor dem Aussterben. Die Forscher hatten eine Zählung dieser Wale im Beringmeer unternommen und herausgefunden, dass die Population des pazifischen Nordkapers im Beringmeer nur noch aus 30 Tieren besteht. Es könnte sich bei diesen 30 Tieren sogar um die gesamte Population des Nordkapers im östlichen Nordpazifik handeln.
Der Nordkaper bringt nur alle drei bis vier Jahre ein Junges zur Welt. Er kann gar nicht so schnell gebären, wie ihm nachgestellt wird. Sein Aussterben scheint vorprogrammiert, wenn der Walfang weiter betrieben wird wie bisher und nicht endlich unterbunden wird.
Warum die IWC auch unmittelbar vor dem Aussterben stehende Walarten nicht vor ihrem Ende schĂĽtzt, ist kaum nachvollziehbar.
Es muss endlich etwas geschehen, wenn auch noch unsere Kindeskinder die riesigen faszinierenden Meeressäuger, einige um die 30 m lang, in den Ozeanen auf unserem Planeten bewundern wollen.
Das Leben in den Ozeanen auf unserem Planeten ist noch wenig erforscht. Wir wissen wahrscheinlich mehr über die Oberfläche des Monds als über das Leben in den Tiefen der Ozeane. Selbst die Bestandsschätzungen sind bei den Meeressäugern, und nicht nur bei diesen Meeresbewohnern, grundsätzlich schwierig, da die Tiere die meiste Zeit tief unter der Wasseroberfläche verbringen.
Sollte die Menschheit nicht endlich gegensteuern, wird alles Leben in den Ozeanen ausgerottet sein, bevor wir es ĂĽberhaupt richtig verstehen und respektieren lernen.
[Blogbeitrag von A. Ewers]