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Universum ohne Urknall


Viele Beobachtungen stĂŒtzen das Urknallmodell. So wie immer noch die meisten Wissenschaftler glauben, hat unser Universum vor etwa 13.7 Milliarden Jahren seinen Anfang im Urknall genommen.
Doch dies ist nicht mehr unumstritten, seit es Bestrebungen gibt, eine vereinheitlichte Theorie der Physik zu entwickeln und die Quantentheorie mit Einsteins Allgemeiner RelativitÀtstheorie zu einer Theorie der Quantengravitation zu vereinigen.

Der Urknall wird oft als Anfang von allem gesehen, was unser Universum ausmacht.
Alle Materie, alle Energie, alles, was wir kennen, entstand erst mit dem Urknall.
Doch war der Urknall wirklich der Beginn des Universums? Theorien zur Quantengravitation sagen etwas anderes!

Der Urknall bzw. die UrknallsingularitĂ€t, ein Punkt unendlich hoher Dichte, Temperatur und RaumzeitkrĂŒmmung ergibt sich aus der Allgemeinen RelativitĂ€tstheorie, andererseits bricht aber die Allgemeine RelativitĂ€tstheorie bei Unendlichkeiten zusammen, sie stĂ¶ĂŸt dort an ihre Grenzen.
Wenn eine Theorie SingularitĂ€ten vorhersagt, ist dies gleichzeitig ein Zeichen dafĂŒr, dass die Theorie modifiziert werden muss.
Die Allgemeine RelativitÀtstheorie ist demnach eine nur unvollstÀndige Theorie, die alleine den Beginn unserer Welt nicht erklÀren kann.

Wenn es um mikroskopische GrĂ¶ĂŸenskalen geht und extrem große Massen oder Energien, machen sich Quanteneffekte bemerkbar, die die Allgemeine RelativitĂ€tstheorie jedoch völlig unberĂŒcksichtigt lĂ€sst.

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Ewiges Universum

Aus den beiden wichtigsten AnsĂ€tzen fĂŒr eine Theorie der Quantengravitation, der Stringtheorie sowie der Schleifenquantengravitation, ergibt sich, dass der Urknall nicht mehr der Anfang des Universums ist, sondern nur ein Übergang von einer Welt in eine andere in einem quasi ewig existierenden Universum.

In der Stringtheorie und der Schleifenquantengravitation besitzt der Raum keinen kontinuierlichen Charakter mehr wie in der Allgemeinen RelativitÀtstheorie, sondern einen diskreten wie in der Quantentheorie. D. h., der Raum ist nicht beliebig oft unterteilbar. Stattdessen existiert ein kleinstmögliches Raum- und Volumenelement. Die Existenz einer SingularitÀt, eines unendlich kleinen Punkts, wÀre somit unmöglich.

Ein von der Schleifenquantengravitation vorgeschlagenes Szenario geht davon aus, dass der anfÀngliche Zustand hoher Dichte, den wir als Urknall und Beginn dieser Welt begreifen, entstand, als ein zuvor bereits existierendes Universum zunÀchst unter der Anziehungskraft der Gravitation kollabierte.
Im kontinuierlichen Raum der Allgemeinen RelativitĂ€tstheorie kann beliebig viel Energie gespeichert werden, in einem Raum gemĂ€ĂŸ Schleifenquantengravitation lĂ€sst sich wegen seiner diskreten Struktur aber nur eine endliche Menge Energie unterbringen, was dazu fĂŒhrt, dass niemals ein Zustand unendlicher Dichte, also eine SingularitĂ€t, entstehen kann.
Die diskrete Struktur der Raumzeit fĂŒhrt hier vielmehr dazu, dass bei sehr großen Energiedichten AbstoßungskrĂ€fte ins Spiel kommen. Die Gravitationskraft, die wir nur als anziehende Kraft kennen, wird abstoßend. Als Folge expandiert dann das Universum wieder.
Dieser Vorgang wird auch RĂŒckprall, von dem englischen Begriff “bounce”, genannt. Die SingularitĂ€t des Urknalls wird also durch einen “großen RĂŒckprall” oder Sprung ersetzt, wie es der Physiker Martin Bojowald, einer der Verfechter dieser Theorie, formuliert hat.
In diesem Szenario existiert das Universum ewig. Es implodierte, erreichte die maximal zulĂ€ssige Dichte beim RĂŒckprall und explodierte wieder.

Der Urknall wĂ€re demnach nicht mehr der Beginn unserer Welt im eigentlichen Sinne, der Beginn des Universums, sondern nur ein Übergang aus einem vorhergehenden Zustand des Universums in einen anderen.

Ein ewiges Universum, in dem der Urknall nur einen Übergang in der Entwicklung des Kosmos darstellt, kann ein durchaus beruhigendes GefĂŒhl vermitteln, sind doch Fragen wie etwa “Was war vor dem Urknall?” nur sehr unbefriedigend zu beantworten und eher im Philosophischen angesiedelt.
Ebenso konnte bisher in der Physik nicht erklĂ€rt werden, wie denn der Übergang von dem NICHTS vor dem Urknall, wo es weder Zeit noch Raum noch Materie oder Energie gab, zu ETWAS stattgefunden haben könnte.

[Blogbeitrag von A. Ewers]