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Zwei Grad-Ziel verspielt


Nach der klÀglich gescheiterten Weltklimakonferenz in Kopenhagen letzten Dezember fand vom 9. bis 11. April in Bonn wieder ein Klimatreffen im Rahmen der UN statt.
Es trafen sich etwa 2000 Regierungsvertreter aus rund 190 LĂ€ndern. Doch wie es nun weiter geht in der internationalen Klimapolitik, bleibt weitgehend offen.
So bleibt die abschließende PresseerklĂ€rung vom 11. April auch wieder einmal unverbindlich und nichtssagend: Man schließe die Konferenz mit der “Vereinbarung, den Verhandlungsplan zu intensivieren, um am Ende des Jahres in Mexiko ein ĂŒberzeugendes Ergebnis zu erzielen.”
Dort findet nĂ€mlich in Cancún vom 29. November bis 10. Dezember die nĂ€chste Weltklimakonferenz statt. Doch dass in CancĂșn ein verbindliches Nachfolgeabkommen zu dem 2012 auslaufenden Kyoto-Protokoll zustande kommen könnte, wie es eigentlich schon in Kopenhagen hĂ€tte geschehen sollen, daran dĂŒrfte wohl kaum jemand mehr ernsthaft glauben.
Die internationale Klimapolitik war im letzten Jahr so gut in Fahrt geraten – so hatte es zumindest den Anschein, sĂ€mtliche Politiker und Regierungsvertreter vieler LĂ€nder versicherten immer wieder, dass man doch mit allen KrĂ€ften gegen den gefĂ€hrlichen und bedrohlichen Klimawandel vorgehen mĂŒsste. Diese Himmelfahrt sollte ihren Höhepunkt in Kopenhagen erreichen mit einem verbindlichen Abkommen zur Reduktion der weltweiten Treibhausgasemissionen. Doch es kam anders. Das gesamte Treffen wurde zum Fiasko. Ergebnis war lediglich der sog. Copenhagen Accord (Kopenhagen-Vereinbarung), eine bloße AbsichtserklĂ€rung, die globale ErwĂ€rmung auf maximal 2 Grad Celsius gegenĂŒber vorindustrieller Zeit zu begrenzen, die Grenzmarke, die laut allgemeiner Forschermeinung nötig ist, um irreparable Konsequenzen des Klimawandels noch zu verhindern.
Diese Vereinbarung wurde aber nicht einmal von der Staatengemeinschaft formal verabschiedet, wodurch sie letztlich kaum Aussagekraft besitzt.
Konkret in die Pflicht genommen wurde außerdem niemand.
Laut Copenhagen Accord sollten sich die einzelnen LĂ€nder bis Ende Januar lediglich Ă€ußern, wie ihre eigens festgelegten Klimaziele fĂŒr die Zukunft aussĂ€hen, dies allerdings auf völlig freiwilliger Basis.

Bis zum 13. April haben 76 LÀnder, darunter 41 IndustrielÀnder und 35 EntwicklungslÀnder, ihre Reduktionsziele zur Kopenhagen-Vereinbarung eingereicht.

Ein Forscherteam von Wissenschaftlern des Potsdam-Instituts fĂŒr Klimafolgenforschung (PIK) sowie des Unternehmens Ecofys und der Organisation Climate Analytics berichtet jetzt aber in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Nature, dass eben diese Selbstverpflichtungen der Staaten, ihre Treibhausgasemissionen zu reduzieren, die globale ErwĂ€rmung nicht auf zwei Grad Celsius begrenzen, sondern sogar eine globale Temperaturerhöhung bis zum Jahr 2100 von ĂŒber 3 Grad Celsius bewirken werden.
BerĂŒcksichtigt man die bisherigen ErklĂ€rungen der LĂ€nder, was die Reduktion ihrer Treibhausgasemissionen anbetrifft, werden nach Meinung der Forscher die globalen Emissionen bis 2020 noch um 10 bis 20 % anwachsen, anstatt zu sinken. Sie wĂŒrden dann eine Höhe erreichen, die in ihrer Wirkung 47,9 bis 53,6 Gigatonnen Kohlendioxid entsprechen (Gigatonnen CO2-Äquivalente). Dies ergĂ€be aber eine mehr als fĂŒnfzigprozentige Wahrscheinlichkeit, dass sich das Erdklima im 21. Jahrhundert um mehr als drei Grad Celsius erwĂ€rmt, berechneten die Autoren.

Auch nach Ansicht des Direktors des PIK Hans Joachim Schellnhuber, der gleichzeitig Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat Globale UmweltverĂ€nderungen (WBGU) und Berater der Bundesregierung ist, sind die angekĂŒndigten Maßnahmen der 76 Staaten nicht ausreichend, um das Zwei-Grad-Limit noch einzuhalten.
Laut seiner EinschĂ€tzung, die auch von anderen WBGU-Mitgliedern mitgetragen wird und in einem Zeit-Beitrag veröffentlicht wurde, lassen die Maßnahmen sogar eine menschengemachte ErwĂ€rmung um 3,5 Grad Celsius bis zum Jahr 2100 erwarten.

Die Maßnahmen der einzelnen LĂ€nder weltweit, ihre Treibhausgasemissionen zu senken, reichen also bei weitem nicht aus, um den Klimawandel in den Griff zu bekommen, was ja leider nach dem gescheiterten Weltklimagipfel schon zu erwarten war.

FĂŒr unseren Planeten bedeutet dies leider nichts Gutes!

[Blogbeitrag von A. Ewers]